Road to Belém: Emílio Goeldis Erbe wird in Brasilien gewürdigt

Wer ist Emílio Goeldi und warum ist er in Brasilien so bekannt? Anlässlich der COP30, die dieses Jahr in Belém im Herzen des Amazonasgebiets stattfindet, skizziert die Schweiz durch ihre Vertretung in Brasilia in Etappen ihr historisches und aktuelles Engagement für Nachhaltigkeit und die globale Biodiversität. Die Familie Goeldi verkörpert dieses Engagement in der Region seit dem 19. Jahrhundert sehr deutlich.

Eine Montage aus drei Fotos, die im Park des Goeldi-Hauses in Belém aufgenommen wurden.

Im Hinblick auf die COP30 hat die Schweizer Botschaft in Brasilien das Programm Road to Belém ins Leben gerufen, das verschiedene Aktivitäten der Schweiz im Land zusammenführt. © EDA

«Schweizer Naturwissenschaftler und Künstler gehören zu den Pionieren bei der Erforschung und künstlerischen Darstellung des wichtigen Ökosystems Amazonien», sagte der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), Ignazio Cassis, während seines Besuchs in Brasilien am 6. Februar. Während seines Aufenthalts in Nova Friburgo im Bundesstaat Rio de Janeiro unterstrich Bundesrat Cassis die tiefe Verbundenheit der Schweiz mit der Amazonasregion, die 2025 Gastgeberin des COP30-Gipfels sein wird. Er würdigte insbesondere Emílio Goeldi, einer der bedeutendsten Schweizer Forscher und Naturwissenschaftler des 19. Jahrhunderts, dessen Name bis heute eng mit der Erforschung der Biodiversität Brasiliens verbunden ist.

Ignazio Cassis in Nova Friburgo

«Man sagte mir, dass diese Region ihre Siedler an die Schweizer Alpen erinnerte. Ich habe die beeindruckende Landschaft während der Autofahrt hierher bewundert und kann jetzt ihre Gefühle nachvollziehen», sagte Ignazio Cassis bei einem Empfang in Nova Friburgo. Die Stadt ist eine helvetische Insel auf über 800 Metern Höhe und erinnert an ein Stück Europa, das sich in die Tropen verirrt hat.

Die ersten Schweizer Einwanderer kamen zwischen 1819 und 1820 in Brasilien an und liessen sich in der Region nieder. Der Name Nova Friburgo wurde der Stadt zu Ehren des Kantons Freiburg verliehen,

aus dem fast die Hälfte der Siedler stammte. Die Stadt wurde 1818 durch einen königlichen Erlass gegründet und das Schicksal der Stadt ist seitdem mit den Schweizer Familien verbunden, die zu ihrer Gründung und Entwicklung beigetragen haben. Seit letztem Sommer wurde der Stadt Nova Friburgo offiziell der Titel Suíça Brasileira verliehen, um die lokale kulturelle Identität der Gemeinde zu würdigen.

Die Vorfahren des brasilianischen Aussenministers Mauro Vieira gehören übrigens zu den aus dem Kanton Solothurn (Erschwil) stammenden Schweizern, die im 19. Jahrhundert nach Brasilien auswanderten und Nova Friburgo gründeten. Eine Hommage an die Schweizer Wurzeln des brasilianischen Ministers fand im April 2024 anlässlich seines Treffens mit Ignazio Cassis in Solothurn statt.

Mehr zum Thema: Nova Friburgo, Nueva Helvecia oder Baradero: die Geschichte der Schweizer Auswanderung nach Südamerika Thema in Solothurn

Eine Wanderausstellung in ganz Brasilien zu Ehren der Familie Goeldi

In Nova Friburgo eröffnete der EDA-Vorsteher die Ausstellung «The Swiss-Brazilian Heritage in the Amazon. Art, Science and Sustainability», eine Dokumentation, die auf das gemeinsame Engagement der Schweiz und Brasiliens in den Bereichen Kunst, Wissenschaft und Nachhaltigkeit verweist. Die Ausstellung beleuchtet insbesondere den Werdegang und die Auswirkungen der Arbeit des Schweizer Naturforschers und Zoologen Emílio Goeldi, der 1880 nach Brasilien kam, um zur Erforschung der Biodiversität des Amazonas beizutragen, und seines Sohnes, des modernen Künstlers Oswaldo Goeldi.

Die Ausstellung begann ihre Reise im Oktober 2023 in Brasilia und wurde anschliessend in São Paulo, Florianopolis, Porto Alegre und Rio de Janeiro gezeigt. Nach Nova Friburgo wird sie in Salvador sowie in weiteren Städten gezeigt, bevor sie ihre Tour in Belém anlässlich der COP30 im November 2025 beendet. Kuratiert wird die Ausstellung von Lani Goeldi, der Direktorin des Kunst- und Kulturvereins Oswaldo Goeldi. «Es ist eine Ehre, dass sie heute bei der Einweihung dieses Werks anwesend ist», sagte Ignazio Cassis.

Wer ist Emílio Goeldi?

Im Inneren des Goeldi-Hauses in Belém. Bäume ragen auf einem unbefestigten Weg in die Höhe.
Emílio Goeldi und sein Team bauten das Paraense-Museum um und machten es zum ersten und wichtigsten Zoo Brasiliens seiner Zeit. © EDA

Emílio Goeldi widmete sein Leben der Forschung und dem Erhalt der Natur. Er war Mitglied der naturwissenschaftlichen Gesellschaften von St. Gallen und Schaffhausen und studierte Zoologie und vergleichende Anatomie in den deutschen Städten Leipzig und Jena. Als er dort im Alter von 25 Jahren seine Dissertation verteidigte, erhielt Goeldi eine unerwartete Einladung: Er sollte die Leitung des Nationalmuseums in Rio de Janeiro gemeinsam mit anderen übernehmen. Auf diese Weise entdeckte er 1880 ein Brasilien mit vielen Gesichtern, in dem er den Grossteil seines Lebens verbringen sollte.

Dreizehn Jahre nach seiner Ankunft in Rio wurde der Wissenschaftler vom Gouverneur des Bundesstaates Pará, Lauro Sodré, erneut eingeladen, das Museu Paraense, ein heruntergekommenes Museum für Naturgeschichte und Ethnografie, zu übernehmen, das Goeldi in ein führendes Wissenschaftszentrum umwandeln sollte. Die Einrichtung befindet sich in Belém, einer Stadt am Rande des Amazonas-Regenwaldes – 3.000 Kilometer nördlich von Rio de Janeiro. Vor Ort schlug er die Gründung eines auf Amazonasfragen spezialisierten Instituts vor, da sich Goeldi bewusst war, dass die lokale Natur das Interesse der internationalen Wissenschaftsgemeinde wecken würde. Emílio und sein Team bauten den Ort ausserdem zum ersten und wichtigsten Zoo Brasiliens seiner Zeit um. Dieser Bau, der von Anfang an in den Plänen Goeldis und des Gouverneurs von Pará, Lauro Sodré, enthalten war, wurde mit dem Ziel umgesetzt, den Zoo als Bildungsstätte zu nutzen, um die Natur im Amazonasgebiet besser zu verstehen. Der weitläufige zoologisch-botanische Park mitten in Belém wurde ihm zu Ehren später Museu Emílio Goeldi umbenannt.

Ein symbolisches Vermächtnis im Hinblick auf die COP30 in Belém

Im Goeldi-Zoo-Botanikpark: ein Teich mit Seerosen und Bäumen im Hintergrund.
Der weitläufige zoologisch-botanische Park mitten in Belém wurde ihm zu Ehren später Museu Emílio Goeldi umbenannt. © EDA

Noch heute gilt Emílio Goeldi als Symbolfigur für die Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Brasilien und die Leidenschaft für die Entdeckung und Erhaltung der Natur. Er hat wegweisende Werke über die Biodiversität des Amazonas veröffentlicht und sich aktiv für die Erhaltung der Umwelt eingesetzt. Seine Arbeit legte den Grundstein für eine Vielzahl späterer Studien zum Thema Amazonien. Das Goeldi-Museum wird übrigens während der COP30 im November Gastgeber des House of Switzerland sein. Dort wird das Museum während der Veranstaltung auch das brasilianische Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovation beherbergen. Die COP30 ist die 30. Klimakonferenz der Vereinten Nationen. Sie bringt jedes Jahr führende Politiker aus aller Welt zusammen, um die Verpflichtungen gegen den Klimawandel zu diskutieren und zu stärken.

Die Schweiz engagiert sich auch heute noch sehr stark für die Nachhaltigkeit in Brasilien. Sie tut dies durch eine umfassende bilaterale, regionale und multilaterale Zusammenarbeit zu Themen wie Bioökonomie, tropische Landwirtschaft, Wald- und Wassermanagement sowie durch Projekte im Zusammenhang mit der Zivilgesellschaft und indigenen Völkern. Die COP30 ist eine einzigartige Gelegenheit für die Schweiz, diesen Einsatz zu verstärken. In diesem Zusammenhang hat die Schweizer Botschaft in Brasilia das Programm Road to Belém ins Leben gerufen, das verschiedene Aktivitäten des Schweizer Netzwerks in Brasilien (Botschaft, General- und Honorarkonsulate, Swissnex, Swiss Leading House St. Gallen, Swiss Business Hub, Swisscam sowie den Schweizer Privatsektor) mit dem Ziel zusammenbringt, die wirtschaftliche Entwicklung und den Wohlstand zu fördern, indem nachhaltige und innovative Lösungen identifiziert werden.

Beitrag der Schweiz zum Amazonas-Fonds

In Oktober 2023 verstärkte die Schweiz ihr Engagement im Umweltschutz mit einem Beitrag von fünf Millionen Franken an den Amazonasfonds. Dieser Fonds, der von der brasilianischen Nationalbank für wirtschaftliche und soziale Entwicklung (BNDES) verwaltet wird, soll die Entwaldung bekämpfen und eine nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen im Amazonasgebiet fördern. Dieser Beitrag ist Teil der Anerkennung der Bemühungen Brasiliens, seine Aktivitäten im Bereich des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung zu verstärken.

Parallel dazu unterstützt der Bund Instrumente der regionalen Zusammenarbeit durch Partnerschaften mit internationalen Institutionen und dem Privatsektor. Dazu gehören u.a. der Bioökonomiefonds der Interamerikanischen Entwicklungsbank, das CorAmazonia-Projekt zur Stärkung einer koordinierten Reaktion auf Waldbrände sowie die Initiativen «El Agua Nos Une» und SIRWASH im Bereich Wasser und Sanitärversorgung. Die Schweizer Botschaft finanziert auch Partner der brasilianischen Zivilgesellschaft, die sich für den Umweltschutz und die Förderung der Menschenrechte, einsetzen.

Logo des Programms Road to Belém.
Das Logo des Programms Road to Belém zeigt einen gewundenen Weg, auf dem die Symbole für Nachhaltigkeit und Zusammenarbeit sowie die Flaggen der Schweiz und Brasiliens liegen. © EDA

Im Rahmen des Programms Road to Belém haben seit Ende 2024 bereits mehrere Veranstaltungen stattgefunden, die von der Schweizer Botschaft in Brasilia organisiert wurden. Dazu gehören die Emílio Goeldi gewidmete Wanderausstellung sowie das zweite Brasilianisch-Schweizerische Infrastrukturforum, das am 23. und 24. Oktober 2024 in São Paulo stattfand. Diese Veranstaltung war – wie alle anderen, die im Laufe des Jahres 2025 geplant sind – Teil der verstärkten Partnerschaft zwischen der Schweiz und Brasilien in den Bereichen Wirtschaft, Handel und Wissenschaft.

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