Welt-Aids-Tag: die Jugend und der Antrieb des Wandels

Aus Anlass des Welt-Aids-Tages begeben wir uns nach Genf und Harare, wo uns junge Menschen, die Protagonisten des Wandels, ihre Geschichten erzählen. Niemanden zurücklassen: Diese Botschaft der Agenda 2030 gilt auch bei der Bekämpfung übertragbarer Krankheiten. Auch die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) orientiert sich bei ihrer Arbeit daran. Ein starkes Netzwerk junger Menschen ist der Schlüssel, um mehr als Prävention zu erreichen.

Viele Personen heben ein langes rotes Band in Form einer Schlaufe über ihren Köpfen. Sie ist weltweit ein Symbol für den Kampf gegen Aids.

Der Welt-Aids-Tag erinnert jedes Jahr an die Bedeutung des Kampfes gegen die Krankheit, die auch heute noch verbreitet ist. Das Bild zeigt eine Kampagne in Dharamsala (Indien) aus dem Jahr 2019. © Keystone

Im Kampf gegen Aids gibt es viele Fortschritte, vor allem in der Schweiz. In vielen Entwicklungsländern ist die Zahl der Infektionen aber immer noch hoch. Zwei globale Fakten, die zu denken geben: 2019 hat sich die Zahl der HIV-Infizierten gegenüber 1996 halbiert, und 2019 lebten weltweit rund 38 Millionen Menschen mit dem Virus. Allein in Subsahara-Afrika, der am stärksten betroffenen Region der Welt, waren es 20,7 Millionen Menschen, vor allem Frauen und Mädchen.

Prävention, Gesundheitsversorgung, Kampf gegen Stigmatisierung und Diskriminierung: Das Globalprogramm Gesundheit der DEZA will diese Schlüsselthemen mit einem umfassenden Ansatz im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit umsetzen. Wir erreichen die erste Etappe: das internationale Genf, wo uns das Gemeinsame Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS) erwartet. 

Multilaterale Anstrengungen zur Erreichung des Gesundheitsziels der Agenda 2030

Frontansicht des Sitzgebäudes der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Gemeinsamen Programms der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS).
In Genf haben zahlreiche Gesundheitsorganisationen ihren Sitz. Die Stadt ist eine ideale Drehscheibe für die internationale Zusammenarbeit zur Erreichung gemeinsamer Ziele. © Keystone

Die DEZA ist Partnerin von UNAIDS, der wichtigsten Organisation für ein rasches und koordiniertes Handeln im weltweiten Kampf gegen diese Krankheit. UNAIDS verfolgt dieselben Ziele, die auch in der Gesundheitsaussenpolitik der Schweiz festgelegt sind: Bekämpfung von Infektionskrankheiten, Förderung der Gesundheit von Mutter und Kind sowie sexuelle und reproduktive Gesundheit. Unter Berücksichtigung regionaler Besonderheiten definiert UNAIDS länderspezifische Ziele, um die Verbreitung der Infektionen zu reduzieren und schliesslich die Krankheit weltweit auszurotten. Zu den aktuellen Herausforderungen gehören einerseits die immer noch schwachen Gesundheitssysteme in vielen Ländern mit niedrigem Einkommen, in denen beispielsweise Diagnose- und Behandlungsangebote für HIV/Aids-Patientinnen und Patienten nicht Bestandteil der allgemeinen Gesundheitsversorgung sind. Andererseits kommt es im Zusammenhang mit HIV/Aids noch immer zu Diskriminierung und Stigmatisierung. Wegen zunehmender Ungleichbehandlung wird Betroffenen der grundlegende Zugang zu Information und einschlägigen Dienstleistungen verwehrt.

Die Todesfälle aufgrund von Aids haben nur in der Altersgruppe der jungen Menschen zugenommen, wobei Frauen ganz besonders betroffen sind. Aus diesem Grund fokussiert die DEZA ihr Engagement auf diese wichtige Bevölkerungsgruppe. Wie geht sie dabei vor? Indem sie einen positiven Prozess fördert, der von den Jungen selbst ausgeht: Das Reden über übertragbare Krankheiten und eine angemessene Sexualaufklärung befähigen die jungen Menschen, in Bezug auf ihre sexuelle Gesundheit die richtigen Entscheidungen zu treffen und dadurch auch Gleichaltrige zu beeinflussen.  

Die Massnahmen, welche die DEZA gemeinsam mit ihren Partnern fördert, sind einerseits regional und andererseits geschlechtsspezifisch ausgerichtet. Einige von der Schweiz unterstützte Programme wenden sich proaktiv an Jungen und Männer. Die Schweizer Botschaft in Harare berichtet über ihre Erfahrungen vor Ort.

Wie ein integrierter Ansatz den Wandel beschleunigt: ein Beispiel aus Harare

Eine Frau sitzt im Schatten eines Baumes auf dem Boden. An ihrer Seite sitzt eine andere Frau auf einer Schulbank und hält ein Kleinkind im Arm.
Sexuell übertragbare Krankheiten, ungewollte Schwangerschaften, unsichere Abtreibungen, Kinderheirat: die Herausforderungen in Subsahara-Afrika sind zahlreich und erfordern einen integrierten Ansatz. © Henry Chimbali UNFPA Malawi

Die Schweiz setzt in diesem Bereich nicht nur auf einen multilateralen Ansatz, sondern auch auf die bilaterale Zusammenarbeit. Seit 2013 unterstützt die Schweizer Botschaft in Harare das Programm «Safeguard Young People» (SYP) des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA). Die Hauptziele des Programms sind die Verbesserung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit junger Menschen zwischen 10 und 24 Jahren in den Ländern des südlichen Afrikas und die Reduktion der HIV-Infektionen. Um diese Ziele zu erreichen, müssen auf junge Menschen ausgerichtete Kanäle genutzt und in die Aufklärungs- und Präventionsprogramme eingebunden werden.

In speziellen Kursen für ein junges Publikum werden Sexualaufklärung und Veränderung des Sozialverhaltens thematisiert. Der Informationsaustausch erfolgt zum Beispiel über Plattformen wie TuneMe, auf der junge Menschen aus verschiedenen Regionen Subsahara-Afrikas über Fragen der sexuellen Gesundheit miteinander kommunizieren. Soziale Medien, Foren und Netzwerke, die von jungen Leuten koordiniert werden, kulturelle Veranstaltungen und spezielle Kurse für Jugendliche gehören zu den Instrumenten, die den Veränderungsprozess unterstützen. «Dank dem Kurs habe ich ein besseres Verständnis der Themen und Probleme in Bezug auf Sexualität und Frauen. Ich verstehe nun, wie meine Altersgruppe denkt und wie ich mit Mädchen umgehen muss», erzählt Mangochi aus Malawi, der an einer Gesprächsgruppe über Jugendliche und junge Männer teilgenommen hat.

Jugendliche reden mit Jugendlichen und treiben den Wandel voran. Der Ansatz von SYP auf lokaler Ebene ist umfassend und inklusiv. Er umfasst nicht nur die Aufklärung zu sexuell übertragbaren Krankheiten, sondern bezweckt auch die Verhinderung von ungewollten Schwangerschaften, unsicheren Abtreibungen, geschlechtsspezifischer Gewalt und Kinderehen. Ein Beispiel einer solchen Kinderehe ist die 15-jährige Didja. Sie besucht jetzt wieder die Schule, die sie ein Jahr zuvor aufgeben musste, weil sie zwangsverheiratet wurde, ein Kind bekam und von ihrem Mann misshandelt wurde. Die vom UNFPA finanzierte «Malawi Girl Guide Association», eine Gruppe von Müttern, hat veranlasst, dass das Mädchen wieder zur Schule gehen kann, und hilft ihr bei der Kinderbetreuung. So wird ein positiver Prozess ermöglicht, denn für eine bessere Zukunft braucht Didja Zugang zur Bildung, damit sie lernt, wie sie für sich und ihren Körper sorgen kann. Ihrem Beispiel werden noch viele weitere Mädchen folgen. 

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