Förderung der Entwicklung durch Minenräumung

Anlässlich des Internationalen Tags der Aufklärung über Minengefahren und der Unterstützung der Minenräumung am 4. April veröffentlicht das EDA seinen Jahresbericht 2020 zur Strategie des Bundes für die humanitäre Minenräumung. Die Schweiz gehört zu den zehn wichtigsten Gebern der humanitären Minenräumung. Sie stärkt unter anderem die Kapazitäten der lokalen Entminungsteams, unterstützt die Opferhilfe und fördert die einschlägigen internationalen Übereinkommen.

Drei Männer in Overalls räumen ein Feld in der irakischen Wüste.

Noch immer sind in vielen Teilen der Welt, wie hier im Irak, grosse Gebiete vermint, und die Räumungsarbeiten erfordern Zeit. © Lasting Footprints

Munib Al-Khatib, 27, aus Kafrsajna in der Provinz Idlib im Westen Syriens war auf dem Weg zur nahe gelegenen Stadt Maarat an-Numan, als ein tieffliegendes Flugzeug über hundert Streubomben abwarf. Einige explodierten beim Aufprall und töteten oder verletzten unterschiedslos Kombattanten und Zivilpersonen, so auch Munib. Andere landeten auf brachliegenden oder bestellten Feldern, ohne zu explodieren. Nicht gezündete Streumunition bildet auch noch Jahrzehnte nach dem Angriff eine Gefahr für die Bevölkerung.

Auch Khaled Hussein Mohammed ist ein Streumunitionsopfer. Er blieb zwar unverletzt, als er bei der Feldarbeit in Dohuk im Norden des Irak in einen Streubombenangriff geriet, bei dem Dutzende Geschosse neben ihm landeten. Dann aber fuhr er in dem verminten Gelände mit dem Traktor auf eine Streubombe und zog sich schwere Verletzungen zu.

Heute kann Mohammed seine Felder wieder bewirtschaften, da die Sprengkörper vollständig geräumt wurden. Die von der internationalen Gemeinschaft, darunter der Schweiz, unterstützten Räumungsprogramme tragen zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der von Personenminen und Streumunitionsrückständen betroffenen Länder und Gebiete bei.

Die Schweiz veröffentlicht den Jahresbericht 2020 zu ihrer Antiminenstrategie

Noch immer sind in vielen Teilen der Welt grosse Gebiete vermint, und die Räumungsarbeiten erfordern Zeit. Die besorgniserregende Entwicklung der Covid-19-Pandemie erschwerte die Arbeit vor Ort. Angesichts der instabilen Situation zeigten die internationalen Minenräumungsakteure jedoch eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit.

Die Schweiz leistet einen bedeutenden Beitrag an zahlreiche Minenräumungsaktivitäten in der Welt. Im Jahr 2020 stellte sie 17,6 Millionen Franken für Räumungsprogramme, Aufklärung über Minengefahren und Opferhilfe bereit. Zudem trägt die Schweiz dazu bei, die Öffentlichkeit für das Thema Personenminen zu sensibilisieren, die Kapazitäten der lokalen Entminungsteams zu stärken und die Umsetzung und Universalisierung der verschiedenen internationalen Übereinkommen gegen Minen zu erleichtern.

Minenräumprogramme verändern die Rolle der Frau in der Gesellschaft

Valeria Otyrba ist eine junge Minenräumerin aus Georgien. Nach einem Besuch bei ihrer Familie in Primorsk, einer Risikozone, beschloss sie 2017, sich dem HALO Trust anzuschliessen. In der abtrünnigen Region Abchasien am Schwarzen Meer sind immer noch mehrere tausend Quadratkilometer Wald, Landwirtschaftsland und Wohngebiet von explosiven Kriegsmunitionsrückständen übersät. Die Schweiz unterstützt die Räumung dieser Gebiete, indem sie lokale Entminungsteams finanziert. Valeria arbeitet in einem solche Team mit, das seine langwierige Arbeit voraussichtlich Ende Mai 2021 abschliessen wird.

Dank meiner Arbeit als Minenräumerin fühle ich mich den Männern gleichwertig. Das Projekt erlaubt mir, mich weiterzubilden, und gleichzeitig kann ich mit meinem Einkommen auch anderen in meiner Familie helfen, ihre Ausbildung abzuschliessen.
Neddy Tembo, Minenräumerin aus Simbabwe

Georgien ist nur eines der Länder, in denen die Schweiz lokale Entminungsteams finanziert (siehe Infobox). Die Beschäftigung von Frauen in der Minenräumung hat die Stellung und die Rolle der Frauen in der Gesellschaft verändert. Laut einem Bericht des GICHD haben die meisten Frauen an Selbstvertrauen gewonnen und scheuen sich nicht mehr, ihre Meinung zu sagen. So auch Neddy Tembo, eine 24-jährige Minenräumerin aus Simbabwe. «Dank meiner Arbeit als Minenräumerin fühle ich mich den Männern gleichwertig. Das Projekt erlaubt mir, mich weiterzubilden, und gleichzeitig kann ich mit meinem Einkommen auch anderen in meiner Familie helfen, ihre Ausbildung abzuschliessen.»

Solche Geschichten unterstreichen die positive Wirkung einer längerfristigen Beschäftigung in der Minenräumung für die einzelnen Frauen und zeigen den konkreten Nutzen der Programme für die breite Bevölkerung. Die Schweiz wird 2021 eine neue Rüstungskontroll- und Abrüstungsstrategie mit einem Fokus auf der Rolle der neuen Technologien ausarbeiten.

Frieden und Sicherheit, ein Schwerpunkt der Aussenpolitischen Strategie 2020–2023

Die Schweiz setzt sich für eine friedliche und sichere Welt ein, die ein Leben ohne Furcht und Not, den Schutz der Menschenrechte sowie wirtschaftliche Prosperität ermöglicht. Dabei spielt der Schutz der Zivilbevölkerung eine wichtige Rolle.

Der gute Ruf der Schweiz beruht unter anderem auf ihrer humanitären Tradition. Bei Krisen und in bewaffneten Konflikten nimmt die Schweiz Hilfsaufträge unparteiisch und solidarisch wahr. Die Bedürfnisse der Menschen stehen im Zentrum, so die Garantie ihrer Sicherheit, Würde und Rechte. Die Themen Frieden und Sicherheit gehören zu den Schwerpunkten der Aussenpolitischen Strategie 2020–2023 der Schweiz (APS).

Im Jahr 2020 profitierten fünfzehn Länder von der Hilfe, die die Schweiz im Rahmen ihrer Antiminenstrategie leistet. In den meisten dieser Länder (Bosnien und Herzegowina, Georgien, Kambodscha, Kolumbien, Kosovo, Kroatien, Myanmar, Simbabwe, Sri Lanka) unterstützte die Schweiz Minenräumprogramme. Zudem fördert sie die Aufklärung über Minengefahren und leistet Opferhilfe (Ukraine, Kambodscha, Kolumbien, Bosnien und Herzegowina, Myanmar, Syrien). Schliesslich entsendet die Schweiz wie in der APS erwähnt mehrere Expertinnen und Experten in UNO-Missionen, vor allem nach Subsahara-Afrika. Es handelt sich dabei um die Demokratische Republik Kongo, Mali, den Südsudan und die Westsahara.

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