Versetzbare Karrieren KBF des EDA: zwei Geschichten aus dem Ausland
Ab dem 30. Mai sind Bewerbungen für die versetzbaren EDA-Karrieren möglich: «Diplomatie – Profil I», «Internationale Zusammenarbeit – Profil I» und «Konsularisches, Betriebsführung und Finanzen (KBF)». Eine Gelegenheit, die Schweizer Aussenpolitik mitzugestalten und den interkulturellen Austausch zu erleben. Ariela Kraska (Port-au-Prince) und Pascal Sollberger (Caracas) erzählen von ihren Erfahrungen und von den Herausforderungen der Karriere Konsularisches, Betriebsführung und Finanzen (KBF).
Ariela Kraska begann ihre Karriere in der Hotelbranche und absolvierte später ein Studium Business Administration (Betriebswirtschaft). © Charly Amazan
«Ich stehe um 12 Uhr Schweizer Zeit für ein Interview zur Verfügung, das ist 6 Uhr in Haiti». Die Vereinbarung eines Telefonats ist nicht gerade einfach, wenn die Gesprächspartner durch einen Ozean getrennt sind. Im Fall von Ariela Kraska ist es der Atlantik. Ihr Interesse an anderen Kulturen hat sie dazu bewogen, die EDA-Karriere KBF einzuschlagen. Seit Juli 2021 ist sie in Port-au-Prince stationiert, wo sie als Chefin Finanzen, Personal und Administration der Schweizer Botschaft in der Republik Haiti tätig ist. Sie bleibt bis 2024 in Port-au-Prince und wird danach in eine andere Schweizer Auslandvertretung wechseln oder an die Zentrale in Bern zurückkehren. «Alle zwei bis vier Jahre habe ich die Gelegenheit, ein neues Land zu entdecken und mit Menschen unterschiedlicher Herkunft, Tradition und Mentalität in Kontakt zu treten. Das ist eine Bereicherung und eine Herausforderung zugleich. Die Herausforderung ist klar: Je schwieriger der Kontext, desto je weniger vorhersehbar der Tagesverlauf ist.
Ausbildung und erforderliche Kompetenzen
Die meisten Mitarbeitenden der versetzbaren Karrieren sind ausserhalb der Schweiz im Einsatz – oft in schwierigen Kontexten, z. B. wenn die Begleitpersonen vor Ort nicht arbeiten können, die Bewegungsfreiheit eingeschränkt oder die Lebensqualität tief ist. Anpassungsfähigkeit und interkulturelle Kompetenz unter bisweilen prekären Umständen gehören zu den beruflichen Anforderungen. «Die Tage sind lang und manchmal hektisch. Man muss in der Lage sein, Ruhe zu bewahren und den Überblick über alle Bereiche wie finanzielle Angelegenheiten, Personal und Sicherheit zu behalten», erklärt Ariela Kraska. «Ich erinnere mich an den Besuch eines Häftlings unter unwürdigen Haftbedingungen und an die Begleitung von Fällen von Kindesentführung.» Die Kandidatinnen und Kandidaten durchlaufen ein Selektionsverfahren und absolvieren eine 15-monatige Ausbildung. Zuerst findet in Bern und online eine zweimonatige theoretische Ausbildung statt, danach folgt eine einjährige praktische Ausbildung im Aussennetz des EDA. Schliesslich folgt eine weitere einmonatige theoretische Ausbildung, einschliesslich Schlussgespräch mit der Zulassungskommission in Bern. Die Teilnehmenden orientieren sich dabei an den Prioritäten der Aussenpolitischen Strategie 2020–2023 und der Strategie der internationalen Zusammenarbeit 2021–2024 der Schweiz: Frieden, Sicherheit, Armutsreduktion, Wohlstand, Nachhaltigkeit und Digitalisierung.
Warum sollte man sich für eine KBF-Karriere entscheiden?
Für Pascal Sollberger ist die Antwort auf diese Frage klar. «Eine KBF-Karriere bietet eine einzigartige und aussergewöhnliche Vielfalt». Damit die Schweizer Auslandvertretungen ihre Aufgaben korrekt wahrnehmen können, ist ein reibungsloses Funktionieren im Bereich KBF unerlässlich. Das gilt für alle Aspekte des Personalwesens und der Unternehmensorganisation, der Finanzen (Unternehmen und Projekte), der Verwaltung und aller konsularischen Dienstleistungen. Ariela Kraska macht keinen Hehl daraus, dass es auch einige Hürden gibt, zum Beispiel «die manchmal etwas schwerfälligen bürokratischen Abläufe. Aber so wird es einem auf jeden Fall nie langweilig».
Ziel: Vertretung der Schweiz in der Welt
«Ich arbeite seit 2014 im EDA und habe Einsätze auf fast allen Kontinenten absolviert, zum Beispiel in Indonesien und Lebanon. Seit 2021 bin ich in Venezuela tätig. Die dortige Schweizer Botschaft ist auch für sieben karibische Staaten wie Barbados oder Trinidad und Tobago zuständig», erklärt Konsul Pascal Sollberger. Die Mitarbeitenden der drei versetzbaren EDA-Karrieren vertreten die Interessen der Schweiz in allen Bereichen der internationalen diplomatischen Beziehungen. Innerhalb der Auslandvertretung besteht ihre Aufgabe darin, Brücken zu bauen. Im Alltag bedeutet dies eine Kombination aus planbaren und unvorhergesehenen Aktivitäten. «Eine Botschaft ist sowohl eine Schweizer als auch eine lokale Arbeitgeberin. Bei der Betriebsführung, Sicherheit und dem Krisenmanagement stehe ich in engem Kontakt mit schweizerischen und venezolanischen Mitarbeitenden, externen Dienstleistern, anderen Botschaften und internationalen Organisationen wie dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz. Das Themenspektrum ist entsprechend breit und umfasst komplexe soziale und arbeitsrechtliche Fragestellungen, teilweise in interkulturellen Spannungsfeldern.» Ein rasches Reagieren auf kritische Situationen gehört zu den Aufgaben des KBF-Personals. Pascal Sollberger erinnert an die Explosion im Hafen von Beirut im Jahr 2020, bei der die Botschaft schwer beschädigt wurde. «Die KBF-Mitarbeitenden spielen bei der Bewältigung solcher Ereignisse eine zentrale Rolle – in meinem Fall als Leiter des Krisenstabs. Was wir damals erlebt haben, hat uns nachhaltig geprägt». Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Sicherstellung qualitativ hochstehender konsularischer Dienstleistungen für die Schweizer Bevölkerung im Ausland und für Schweizer Touristen (interkulturelle Eheschliessungen, Passausstellungen, Repatriierungen usw.).
Der Concours 2022
Der Concours für die versetzbaren EDA-Karrieren «Diplomatie – Profil I», «Internationale Zusammenarbeit – Profil I» und «Konsularisches, Betriebsführung und Finanzen (KBF)» beginnt am 30. Mai 2022 und endet am 17. Juni 2022. Die Ausbildung startet am 1. April 2023. Die Teilnahmebedingungen und Bewerbungsformulare sind auf der Website des EDA abrufbar.