Was die Schweiz mit Indonesien verbindet

Die Schweiz und Indonesien feiern am 2. November 70 Jahre diplomatische Beziehungen. Über Batikkultur und ein am 1. November in Kraft getretenes Wirtschaftspartnerschaftsabkommen, Schweizer Berufsbildung in Indonesien, traditionelles Schattentheater und Gamelan-Musik, eine von Hand gebaute Strasse sowie Schweizer Katastrophenhilfe- Geschichten anlässlich einer guten Partnerschaft.

Rot-Weisses Logo mit Batik-Mustern.

Das Logo anlässlich der 70 Jahre diplomatische Beziehungen vereint schweizerische und indonesische Symbole und steht für die Freundschaft zwischen beiden Ländern. © EDA

Batik – Das Wort entstammt möglicherweise dem Ausspruch «mbathik manah», was zu Deutsch so viel wie «mit dem Herzen zeichnen» heisst. Denn Batik ist weniger eine bestimmte Stoffärbung als vielmehr eine Technik, Stoff mit Hilfe von Wachs zu färben. Diese Technik ist Jahrtausende alt und integraler Bestandteil indonesischer Kultur. Die von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannte Technik variiert ihre Muster nach Epoche und geografischem Ursprung. Viele Muster tragen eine Bedeutung und werden in Indonesien an öffentlichen Anlässen getragen. Kein Wunder also, haben solche Muster Eingang in das Logo zur Feier von 70 Jahren diplomatischen Beziehungen zwischen der Schweiz und Indonesien gefunden. Darüber hinaus sind weitere Symbole in das Logo eingeflossen, die in ihrer Gesamtheit die Freundschaft zwischen der Schweiz und Indonesien symbolisieren.

Zahlen und Fakten: Kultur

  • Die Schweizer Botschaft veranstaltete 2019 einen Swiss Batik Designwettbewerb, für den indonesische Designer 10 Batikmuster mit Schweizer Motiven entwarfen.
  • Einen Tag vor dem Jubiläum der Anerkennung der Batikkultur als UNESCO-Kulturerbe hielt die Schweizer Botschaft die Preisverleihung mit anschliessender Modeschau ab.
  • Eines der Gewinnermuster fand Eingang in das Logo zur Feier von 70 Jahren diplomatischen Beziehungen zwischen der Schweiz und Indonesien.
  • Die indonesische Studentin Puspita Ayu Permatasari hat an der Universität Lugano die App iwareBatik entworfen, die Batikmuster erkennt und Hintergrundinformationen dazu liefert.

Das erste Wirtschaftspartnerschaftsabkommen mit europäischen Staaten

Infografik zur den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Schweiz und Indonesien.
Die wachsenden wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Schweiz und Indonesien auf einen Blick. © EDA

Am 1. November 2021 tritt das Wirtschaftspartnerschaftsabkommen zwischen Indonesien und den EFTA-Staaten Schweiz, Lichtenstein, Island und Norwegen in Kraft. Das Abkommen verbessert den Marktzugang und die Rechtssicherheit für den Handel mit Waren und Dienstleistungen. Indonesien ist die grösste Volkswirtschaft Südostasiens und bevölkerungsmässig das viertgrösste Land der Welt mit einer wachsenden Mittelschicht. Im Jahr 2020 rangierte Indonesien im fünften Rang unter den Handelspartnern der Schweiz in Südostasien. Das Inkrafttreten des Abkommens birgt ein grosses Potenzial für Schweizer Wirtschaftsakteure, ihre Wirtschafts- und Handelsbeziehungen mit diesem Partner zu verstärken.

Zahlen und Fakten: Wirtschaft

  • Der Swiss Business Hub in Jakarta wurde 2017 errichtet und die Schweizer Handelskammer SwissCham 2018.
  • Für 98% der Warenausfuhren aus der Schweiz fallen nach einer Übergangsfrist die Zölle.
  • Die EFTA-Staaten sind die ersten Länder Europas, die mit Indonesien ein Wirtschaftspartnerschaftsabkommen abschliessen.

Ein Grundstein für die Berufsbildung

Das Innere der Montagehalle von POLMAN Bandung.
Die heutige Montagehalle der polytechnischen Schule POLMAN Bandung, früher Polyteknik Mekanik Swiss. © POLMAN Bandung

Die Schweizer Berufsbildung gilt als Exportschlager, weil sie effizient jene Fachkräfte ausbildet, die der Arbeitsmarkt benötigt. Schon 1973 hat deshalb die Schweiz gemeinsam mit Indonesien die Berufsschule «Polyteknik Mekanik Swiss» gegründet. Während die Schweiz Experten, Lehrmittel und Maschinenpark stellte, baute Indonesien die Schule und finanziert den Betrieb. Die Polytechnische Schule war die erste ihrer Art in Indonesien und ein voller Erfolg: Inzwischen gibt es über 240 polytechnische Schulen in Indonesien. Die Schweiz unterstützt heute unter anderem die Schule in Lombok, die Fachkräfte für den Tourismussektor ausbildet. Berufsbildung, Tourismus und Finanzmanagement sind Fokusthemen des SECO Kooperationsprogrammes mit Indonesien 2021 - 2024, das dieses Jahr lanciert wurde.

Zahlen und Fakten wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Berufsbildung

  • Ziel des Kooperationsprogrammes mit Indonesien 2021 – 2024 des Staatsekretariats für Wirtschaft SECO sind der Aufbau von wirksamen öffentlichen Institutionen und ein wettbewerbsfähiger Privatsektor, insbesondere KMU.
  • Die Entwicklungszusammenarbeit zwischen der Schweiz und Indonesien begann in den 60er Jahren.
  • Indonesien war von 1976-1996 ein Schwerpunktland der DEZA, die dort in den Bereichen Menschliche Entwicklung, Stadtplanung und dem Ausbau der Infrastruktur arbeitete.

Geschichten übers Leben und die Welt

Arumbi hat grobe Gesichtszüge und dennoch einen guten Charakter. In der Regel deuten grobe Gesichtszüge auf einen schlechten Charakter hin. Das Äussere der Figuren des Wayang kulit, des javanischen Schattentheaters, definiert ihren Charakter. Jede der filigranen Figuren hat Namen, Charakter und Geschichte. Bewegt werden die Figuren durch einen Spielemeister, einen Dalang, der Geschichten erzählt. Oft verwebt er dabei alte Mythen mit der Aktualität. Das Museum Rietberg in Zürich besitzt in seiner Sammlung eine Vielzahl an Figuren, die zuletzt 2020 in einer Ausstellung präsentiert wurden. Eine Vorstellung des Wayang kulit kann bis zu 8 Stunden dauern. Begleitet wird das Theater durch ein Gamelan-Orchester, das sich aus Gongs und Metallophonen sowie weiteren Instrumenten zusammensetzt. Auch in der Schweiz gibt es ein Gamelan-Orchester. Die «123-musique»-Schule in Sion unterhält dieses Jugendorchester und bietet auch die Gelegenheit, das Spiel auf diesen vielseitigen Instrumenten zu erlernen. 

Schweizer Schüler der «123-musique»-Schule spielen an einem Empfang der indonesischen Botschaft in Bern das Stück «Kupu Kuwi». © 123-musique

Zahlen und Fakten: Kunst

  • Es gibt aktuell über 2000 Schattentheatermeister und -meisterinnen in Indonesien.
  • Die Ausstellung des Museums Rietberg setzte sich aus Figuren des Völkerkundemuseums Zürich und einer Schenkung zusammen, die allesamt zum ersten Mal gezeigt wurden.
  • Jede Aufführung unterscheidet sich von der anderen, da jeweils viel improvisiert wird, um auf die Aktualität Bezug zu nehmen.
  • Ein Gamelan-Orchester setzt sich aus 22 bis 25 Musikern zusammen.
  • Das Gamelan-Jugendorchester von 123-musique spielt seit 2009 erfolgreich im In- und Ausland.

Hilfsmittel zur Bekämpfung der Covid-Pandemie

Frachtöffnung des Swiss-Fliegers mit Hilfsgütern.
Die Swiss-Maschine beim Ausladen der medizinischen Hilfsgüter auf dem Flughafen Soekarno-Hatta in Jakarta. © EDA

Das Flugzeug der Swiss landet am Morgen des 25. Juli 2021 am Flughafen von Jakarta und wird durch den Schweizer Botschafter in Indonesien und den indonesischen Gesundheitsminister in Empfang genommen. An Bord waren über 600 Sauerstoffkonzentratoren und persönliches Schutzausrüstungsmaterial, welches in indonesischen Spitälern dringend benötigt wird. Die indonesischen Behörden haben um Hilfe bei der Bekämpfung der globalen Covid-Pandemie ersucht und die Schweiz hat durch ihre Humanitäre Hilfe reagiert. Die Schweiz wird auch in Zukunft ihrem Partner Indonesien zur Seite stehen, so wie sie es auch in der Vergangenheit getan hat: So geschehen nach dem Erdbeben in Zentral-Sulawesi 2018 oder dem Tsunami in Aceh 2014.

Zahlen und Fakten: Humanitäre Hilfe

  • Die Schweiz lieferte im Juli 2021 Hilfsgüter im Wert von rund 1 Mio. CHF zur Pandemiebekämpfung nach Indonesien.
  • Die Hilfslieferung medizinischer Güter war zugleich seit Jahren das erste Flugzeug der Swiss, das nach einem Direktflug auf dem Soekarno-Hatta-Flughafen in Jakarta landete.
  • Nach dem Erdbeben in Zentral-Sulawesi 2018 lieferte die Schweiz 30 Tonnen Hilfsgüter in die Region Palu und Dongale, darunter 300 Zelte und Wasseraufbereitungsanlagen.

Eine von Hand gebaute Strasse

Unzählige indonesische Bauarbeiter beteiligen sich am Strassenbau.
Über 200km Strasse, die noch heute den widrigen Bedingungen standhalten, wurden nach römischem Vorbild gebaut. © EDA

Wenn man möglichst vielen Menschen Arbeit geben will, dann baut man die Strasse von Hand. Im Indonesien der 80er Jahre gab es im Landesinneren Bevölkerungszentren, zu denen keine Strasse führte. Oder höchstens eine schlammige Piste, die mit jedem Monsunregen noch weniger befahrbar wurde. Ohne Infrastruktur kann es jedoch kaum Entwicklung geben. Es brauchte Strassen, die dem Regen standhalten. Da hatte ein Schweizer die Idee, einfach die Römer zu kopieren. Deren Strassen halten noch zweitausend Jahre später, und die hatten auch keine Bagger. Also baute man mit Schweizer Unterstützung eine Römerstrasse. Das Projekt gab Hunderten Leuten Arbeit und die Strasse, die im Laufe der Jahre immer weitergebaut wurde, ermöglichte Entwicklung. Noch heute fördert die Schweiz die Infrastruktur Indonesiens, indem sie ein System von Schnellbussen fördert, die gerade in verstopften Metropolen eine schnelle Transportmöglichkeit bieten. 

Zahlen und Fakten wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Mobilität

  • Mobilität ist in den Grossstädten Indonesiens eine Herausforderung, nicht zuletzt wegen wenig ausgebauten, öffentlichen Verkehrssystemen.
  • Der Ausbau der Verkehrs-Infrastruktur ist ein Fokus des laufenden (2021-2024) SECO Kooperationsprogrammes.
  • Das von der Schweiz unterstützte Projekt INDOBUS fördert den öffentlichen Verkehr mittels Schnellbussystem in den Städten Bandung, Batam, Makassar, Pekanbaru,und Semarang.
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