Millionen Menschen ohne Bildung – das EDA schafft Perspektiven

Weltweit stehen immer noch mehr als 600 Millionen Kinder und Jugendliche ohne Bildung da. Der UNESCO-Welttag der Bildung vom 24. Januar erinnert uns daran und unterstreicht die Bedeutung von Bildung für Chancengleichheit und Frieden. Die Schweiz verhilft – mit ihrem hochwertigen Schulsystem und dem Erfolgsrezept der dualen Berufsbildung – zu nachhaltigen Chancen.

Mädchen mit Kopftuch arbeitet in einer Mechanikerlehrwerkstätte, zwei Jungs schauen zu.

Bildung fördert die soziale und wirtschaftlilche Entwicklung. © Swisscontact

Nicolas Mathieu, Sektionschef UNESCO – Generalsekretär der Schweizerischen UNESCO-Kommission.
Nicolas Mathieu, Sektionschef UNESCO – Generalsekretär der Schweizerischen UNESCO-Kommission © N. Mathieu

Herr Mathieu, im Jahr 2018 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UNO) den 24. Januar zum Tag der Bildung erklärt. Wieso braucht es einen Internationalen Tag der Bildung?

Wissen ist die Essenz unseres Menschseins und damit ein wesentlicher Faktor für Frieden, nachhaltige Entwicklung und für die Überwindung von Ungleichheit, Armut und Diskriminierung. Wissen ist eine Voraussetzung, um die Herausforderungen im Bereich des Klimawandels und der Digitalisierung zu meistern. Weiter ist Bildung ein Menschenrecht, ein öffentliches Gut und eine politische Verantwortung. Doch Hunderte Millionen Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben immer noch keine Möglichkeit, auch nur die grundlegendsten Qualifikationen zu erwerben. Damit sich das ändert, muss die zentrale Bedeutung von Bildung erkannt werden.

Was sind die Hauptaufgaben der Schweizer UNESCO-Kommission im Bereich Bildung?

Die Schweizerische UNESCO-Kommission will einen Beitrag zum Ziel vier «Bildung» der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der UNO leisten. Um öffentliche und zivilgesellschaftliche Akteure zu sensibilisieren und zu mobilisieren, organisiert sie jedes Jahr die «Schweizer Plattform Bildung 2030». Insbesondere hat sie sich in den letzten Jahren für eine frühkindliche Bildungspolitik eingesetzt. Heute konzentriert sie sich darauf, Lernende aller Altersgruppen zu befähigen, sowohl lokal als auch global, eine aktive Rolle beim Aufbau einer friedlichen, toleranten, inklusiven und sicheren Gesellschaft zu übernehmen.

Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern
Aus dem Ziel vier der Agenda 2030 der UNO für eine nachhaltige Entwicklung

Was kann die Schweiz konkret zum Bildungsziel der Agenda 2030 beitragen?

Die Besonderheiten des Bildungssystems (duale Ausbildung, Dezentralisierung, Durchlässigkeit, Sprachen) und die Unterstützung der Schweiz zur Stärkung einer qualitativ hochwertigen Bildung für alle sind international anerkannt. Ein wichtiger aktueller Beitrag der Schweiz ist die Gründung eines «Global Hub for Education in Emergencies» in Genf, das am Internationalen Tag der Bildung 2021 offiziell eingeweiht werden soll.

 

Ein Mädchen mit Hygienemaskte in einer Dorfschule in Mali.
Die Covid-19 Krise verschärft die Chancenungleichheit in der Bildung. © UNICEF / Frank Dejongh

Stärkung von Bildungsstrukturen in Entwicklungsländern

Eine hochwertige und nichtdiskriminierende Bildung für alle ist auch eine Priorität im Engagement der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, DEZA. Chancengerechte Bildung ist ein Schlüsselfaktor für Frieden, nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung und gegen Armut. In verschiedenen Projekten unterstützt sie ihre Partnerländer bei Wiederaufbau, Reformation und Stärkung der Schul- und Erwachsenenbildung sowie der Berufsbildung.

In Mali zum Beispiel haben wegen Gewalt viele Kinder keinen Zugang zu Bildung – 50% der Schulen sind aufgrund der prekären Sicherheitslage geschlossen. Durch COVID-19 hat sich die Situation noch zusätzlich verschlimmert. Die DEZA setzt sich mit internationalen Partnern und den Behörden vor Ort dafür ein, dass das bestehende Bildungssystem in Mali dezentralisiert wird, Schulen Hygienemassnahmen treffen können und Kinder verpassten Schulstoff aufholen können. Alle Kinder sollen gleiche Bildungschancen haben.

Schweizerische Berufsbildung als Erfolgsfaktor für die Wirtschaft

Das Schweizer Bildungssystem bringt auf allen Bildungsstufen hervorragende Fachkräfte hervor. Europaweit weist die Schweiz eine der tiefsten Jugendarbeitslosigkeitsquoten auf. Die dual – in Betrieb und Berufsschule – ausgerichtete Berufsausbildung bereitet die Jugendlichen gezielt auf den Arbeitsmarkt vor. Zahlreichen Ländern dient das Schweizer Modell der dualen Berufsbildung deshalb als Vorbild bei ihren Berufsbildungsreformen. Das EDA beteiligt sich an der Vermittlung von Schweizer Expertise in diesem Bereich.

Die Schweiz ist jedoch auch im eigenen Land aufgefordert, gerade jetzt in der COVID-19 Krise, gemäss der Schweizer Bildungsagenda 2030, eine hochwertige Bildung für alle sicherzustellen. In einer zunehmend komplexen und unsicheren Welt müssen Lernprozesse und Wissen neu gedacht werden, um eine «Bildung für eine nachhaltige Entwicklung» zu gewährleisten.

UNESCO

Die UNESCO (engl. United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UNO), die 1946 gegründet wurde. Sie zählt 193 Mitglieder. Zu ihren Aufgabengebieten gehören die Förderung von Erziehung, Wissenschaft und Kultur sowie Kommunikation und Information. Die UNESCO hat den Auftrag, das Weltbildungsprogramm 2030 im Rahmen des Ziels 4 für nachhaltige Entwicklung zu leiten.

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