Genf: (digitale) Hauptstadt der Gesundheit
Das Geneva Health Forum online befasst sich mit innovativen Lösungen für die globale Gesundheit. Im Zentrum der Diskussionen steht zudem die Digitalisierung, die eine Schlüsselrolle spielt und für die Schweiz ein Schwerpunktthema ist. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig ein multilateraler Ansatz bei der Bewältigung der Gesundheitskrise ist. Genf bestätigt sich als Hub eines internationalen und multidisziplinären Kooperationsnetzwerks.
Die DEZA unterstützt in Simbabwe das UNO-Programm «Safeguard Youth People», das gemeinsam mit der UNICEF-Plattform «All in!» verschiedene Akteure im Kampf gegen Aids unter Jugendlichen zusammenbringt. © UNICEF/All-in-Programme/2013
Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, die verfügbaren Daten in Echtzeit zu analysieren, die Menschen überall rasch zu informieren und multidisziplinäres Wissen bereitzustellen, damit auch auf internationaler Ebene durchdachte und koordinierte Entscheidungen getroffen werden können. Digitale Gouvernanz, Wissenschaftsdiplomatie und neue Technologien auch im Gesundheitsbereich: Mit dem Forum für globale Gesundheit, das vom 16. bis 18. November 2020 stattfand, bestätigt Genf seine Rolle als Austauschplattform, die grenzüberschreitend in den verschiedensten Bereichen Kompetenzen vereint und Synergien fördert.
Multilaterales und multidisziplinäres Engagement für eine globale Antwort
«Ich bin stolz darauf, dass Genf einhellig als die Gesundheitshauptstadt der Welt gilt. Als Sitz der Weltgesundheitsorganisation bietet Genf ein einzigartiges Netzwerk von massgebenden Gesundheitsakteuren», sagt Bundesrat Ignazio Cassis in seiner Rede zur Eröffnung des Geneva Health Forum 2020. Das internationale Genf, das bereits in Fragen der Menschenrechte und der humanitären Hilfe als Drehscheibe anerkannt ist, beherbergt auch diverse Organisationen im Gesundheitsbereich und vernetzt zudem Fachwissen zu digitalen Lösungen, die zur Stärkung der Gesundheitssysteme beitragen können.
Als gut verankerter Digital-Hub begünstigt Genf eine koordinierte und multilaterale Reaktion auf globale Krisen und Hausforderungen. «Eine globale Krise erfordert eine globale Antwort», betont Bundesrat Ignazio Cassis. «Bei der Bewältigung der Krise müssen wir global denken, lokal handeln und uns gegenseitig solidarisch unterstützen». Digitale Technologien tragen zu einem koordinierten und kohärenten Vorgehen auf internationaler Ebene bei. Zum Beispiel durch die Rückverfolgbarkeit, die in der aktuellen COVID-19-Pandemie so wichtig ist und anhand von speziell entwickelten Apps möglich gemacht wurde. Weitere Aspekte sind die Erreichbarkeit, das heisst die Möglichkeit der sofortigen Kontaktaufnahme, und die gemeinsame Nutzung von Daten, die den Behörden bei der Entscheidungsfindung helfen. Dies ist nur ein Beispiel von vielen, das veranschaulicht, weshalb die Digitalisierung für die Schweiz ein so wichtiges Thema ist. Vor Kurzem hat der Bundesrat die Strategie Digitalaussenpolitik 2021–2024 verabschiedet. Sie dient als langfristiger Ansatz, steht im Einklang mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung und umfasst auch den Gesundheitsbereich: «Digitalisierung und neue Technologien bieten einmalige Möglichkeiten, um unsere Gesundheitssysteme zu verbessern und sie finanziell tragfähig zu machen», erklärt Bundesrat Ignazio Cassis. Genf eignet sich somit bestens als Plattform, die bei der Bewältigung grenzüberschreitender Herausforderungen einen multidisziplinären Ansatz zwischen Technologie, Digitalisierung, Gesundheit und humanitärer Hilfe mit einem multilateralen Ansatz kombiniert.
Digitale Lösungen für die Gesundheit
Die Schweiz gehört zu den Gründungsmitgliedern der Weltgesundheitsorganisation (WHO)und unterstützt sie finanziell, aktuell insbesondere im dringlichen Umgang mit der Pandemie. Auch der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, die Impfallianz (GAVI) und Gemeinsames Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS) haben ihren Sitz in Genf. Diese Organisationen werden von der Schweiz ebenfalls unterstützt. Der Ansatz der Schweiz im Gesundheitsbereich ist auf Kontinuität und Nachhaltigkeit ausgerichtet und geht über den rein finanziellen Beitrag hinaus. Der Schlüsselbegriff lautet hier Innovation. Die Abteilung Globalprogramm Gesundheit der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) befasst sich mit der Erarbeitung innovativer Lösungen für globale Gesundheitsanliegen von armen und gefährdeten Menschen in einkommensschwachen Ländern. Die Digitalisierung ist folgerichtig auch ein Schwerpunktthema in der Strategie der internationalen Zusammenarbeit. Erika Placella, stellvertretende Chefin des Globalprogramms Gesundheit der DEZA, stellt einige Initiativen vor, die das Potenzial der Digitalisierung nutzen und einen gerechten Zugang zu qualitativ hochstehenden Gesundheitsdiensten für alle gewährleisten.
Vernetzung ist wichtig, auch mit jungen Menschen
Komplementäre Massnahmen ergreifen, das Potenzial nutzen, die Risiken mindern: Damit das gelingt, müssen die jungen Menschen im Mittelpunkt stehen. Gemeinsam mit der von The Lancet und der Financial Times gegründeten Kommission «Growing up in a digital world: Governing health futures 2030» will die DEZA in diese Richtung gehen. «Es braucht eine stärkere Gouvernanz der digitalen Technologien, der Daten und der künstlichen Intelligenz im Gesundheitsbereich, um den Nutzen zu maximieren und die Risiken zu mindern. Die Bedürfnisse und Perspektiven junger Menschen wurden bisher vernachlässigt. Aus diesem Grund unterstützt die Schweiz diese einzigartige Initiative, die eine stärkere Beteiligung der jungen Generationen als eigentliche Protagonisten der digitalen Gouvernanz im Gesundheitsbereich während der nächsten Jahre bezweckt», erklärt Erika Placella.
Beim ebenfalls in den Bereichen Innovation und Wandel angesiedelten Projekt «Impact Hub Basel» stehen die Ziele für nachhaltige Entwicklung in Ländern mit niedrigem Einkommen im Vordergrund. «Vernetzte Start-ups: Die Initiative will das Potenzial von lokalen Start-ups nutzen, die in ihren Ländern eine Verbesserung des Gesundheitsmanagements anstreben, und sie mit den wichtigsten Akteuren des Gesundheitssektors sowie mit Investoren vernetzen», sagt Erika Placella.
Vernetzung ist ein wesentlicher Aspekt der DEZA-Projekte in diesem Bereich: Auf der Austauschplattform des Gesundheitsnetzwerks teilen die internen Fachleute, die Expertinnen und Experten im Feld und die externen Partner ihr Wissen. «Die DEZA ist überzeugt, dass Innovationen und neue digitale Technologien einen schnelleren Wandel erlauben und neue Möglichkeiten schaffen, um die Gesundheitssysteme einkommensschwacher Länder zu stärken und auf komplexe, dynamische Herausforderungen zu reagieren, wenn die Risiken und Herausforderungen im Rahmen starker Kooperations- und Gouvernanzmechanismen angegangen werden», betont Erika Placella.