Die grösste Auslandschweizergemeinschaft lebt in Europa – Tendenz steigend

Ende 2023 lebten laut Bundesamt für Statistik rund 11% aller Schweizer Bürgerinnen und Bürger im Ausland – fast zwei Drittel davon in Europa. Mit einer Zunahme von 1,7% im letzten Jahr gewinnt die fünfte Schweiz weiter an Bedeutung. Die Konsularische Direktion des EDA und ihre Partner entwickeln ihr Dienstleistungsangebot zugunsten der Schweizer Gemeinschaft im Ausland laufend weiter, zuletzt mit der Informations- und Präventionskampagne «Ageing abroad» und der App «SwissInTouch».

Infografik der Statistik zur Auslandschweizergemeinschaft im Jahr 2023.

Die Auslandschweizergemeinschaft ist laut BFS im Jahr 2023 um 13 400 Personen angewachsen. © EDA

Der Wachstumstrend der letzten 30 Jahre hält an: Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) hat die Zahl der Personen, die sich bei einer Schweizer Auslandvertretung gemeldet haben, im Jahr 2023 um 1,7% zugenommen, im Vorjahr war es eine Zunahme von 1,5%. Die Zunahme betrifft alle Kontinente ausser Afrika, wo der gegenteilige Trend zu verzeichnen ist. Europa, allen voran Frankreich (209 300) und dann Deutschland (99 600), wirkt auf Schweizer Auswanderungswillige am attraktivsten. Im letzten Jahr konnte unter den europäischen Ländern allerdings Spanien die grösste Zunahme an Schweizer Bürgerinnen und Bürgern verzeichnen. Alle Altersklassen unter unseren im Ausland lebenden Landsleuten haben zugenommen, aber am meisten diejenige der über 65-Jährigen.

813 400 Schweizerinnen und Schweizer leben im Ausland. «Unsere Landsleute in der ganzen Welt sind eine nützliche Informationsquelle, denn sie vermitteln uns eine zusätzliche Sicht auf die Länder, in denen sie leben. Durch ihr Wirken im Ausland stärken die meisten von ihnen das schweizerische Erscheinungsbild und leisten einen positiven Beitrag in den Bereichen Kultur und Wirtschaft, was die bilateralen Beziehungen festigt», sagt David Grichting, Direktor der Konsularischen Direktion (KD) des EDA.

Die stetige Zunahme an Schweizerinnen und Schweizern mit Wohnsitz im Ausland wirkt sich auf die Arbeit der KD aus. «Die Mobilität nimmt immer mehr zu und führt zu differenzierten Bedürfnissen der Auslandschweizerinnen und -schweizer, die wir bei unserer Arbeit berücksichtigen», so Grichting.

Grösste Auslandschweizergemeinschaft im umliegenden Europa

In den europäischen Ländern mit einer besonders grossen Auslandschweizergemeinschaft wie Frankreich, Deutschland und Italien unterhält die KD ein besonders dichtes Netz an Auslandvertretungen. Auch hat sie die App «SwissInTouch» entwickelt. Ein Kommunikationsinstrument, das seit 2022 unseren Landsleuten im Ausland in vielen Lebenssituationen als Ratgeber und Informationsquelle dient und alle wichtigen Themen für die Auslandschweizergemeinschaft in einer App zusammengefasst.

Die Mobilität nimmt immer mehr zu und führt zu differenzierten Bedürfnissen der Auslandschweizerinnen und -schweizer, die wir bei unserer Arbeit berücksichtigen.
David Grichting, Direktor der Konsularischen Direktion des EDA

Mit der Präventions- und Informationskampagne «Ageing abroad» unterstützt die KD weiter gezielt die zunehmende Zahl an Seniorinnen und Senioren, die sich nach ihrer Pensionierung im Ausland niederlassen. Im Rahmen dieses Projekts führt die KD zum Beispiel zusammen mit ihren Partnern, der Auslandschweizer-Organisation (ASO) / SwissCommunity und Soliswiss, auch Webinare zu auslandschweizerspezifischen Themen durch, etwa zu Nachlassplanung, AHV oder Krankenversicherungen im Ausland.

Das Engagement der Auslandschweizer-Organisation

Die 1916 gegründete Auslandschweizer-Organisation (ASO) setzt sich für die Bedürfnisse der Auslandschweizergemeinschaft und deren Verbindung zur Schweiz ein.

Drei Fragen an Ariane Rustichelli, Direktorin der ASO

Portrait von Ariane Rustichelli.
Ariane Rustichelli, Direktorin ASO. © A.R.

Frau Rustichelli, die Zahlen der Auslandschweizergemeinschaft steigen stetig an. Im Vergleich zum Vorjahr um 1,7%. Wie stellt die ASO sicher, dass die Interessen und Bedürfnisse der wachsenden Auslandschweizergemeinschaft erkannt und optimal vertreten werden?

Unser oberstes Organ ist der Auslandschweizerrat, der die Interessen der Auslandschweizergemeinschaft gegenüber den Behörden und der Öffentlichkeit in der Schweiz vertritt. Die 140 Ratsmitglieder, 120 Ausland- und 20 Inlandmitglieder, können Resolutionen einreichen, die dann an die Schweizer Behörden gelangen. Als Interessensorganisation arbeiten wir auch mit dem Schweizer Parlament, dabei können wir auf die Mitglieder der parlamentarischen Gruppe Auslandschweizerinnen und -schweizer zählen. Ja, die Auslandschweizergemeinschaft wächst, so wie auch die Bevölkerung in der Schweiz selbst. Umso wichtiger ist es, dass die Mitglieder der Auslandschweizergemeinschaft gut vertreten sind, ihre Bedürfnisse gehört werden und sie ihre politischen Rechte ausüben können. Im Hinblick auf die eidgenössischen Wahlen 2023 haben wir diese Bedürfnisse in einem Wahlmanifest zusammengefasst: Anliegen wie zum Beispiel die Sicherstellung und Weiterführung der Personenfreizügigkeit oder die Förderung und Entwicklung von E-Government. Insgesamt waren es sieben Punkte, die wir an die Behörden, die politischen Parteien und die Kandidierenden der eidgenössischen Wahlen weitergeleitet haben.

Das EDA hat im letzten Jahr sein Projekt «Ageing abroad» gestartet und zusammen mit der ASO und weiteren Partnern verschiedene Webinare durchgeführt. Welche Erfahrungen haben Sie mit diesem Instrument gemacht, welche Rückmeldungen erhalten Sie aus der Auslandschweizergemeinschaft?

Die Webinare gehören zu unseren effizientesten Instrumenten der letzten Jahre mit sehr positiven Rückmeldungen. Wir hatten bis zu 2800 Leute, welche die Webinare im Rahmen von «Ageing Abroad» zu Themen wie Nachlassplanung, Krankenversicherung oder AHV besucht haben. Es entspricht einem Bedürfnis, da es immer mehr Leute gibt, die nach ihrer Pensionierung auswandern. Durch die Zusammenarbeit mit dem EDA, und Soliswiss, einer Genossenschaft, die sich auch für die Auslandschweizergemeinschaft einsetzt, können wir sehr viele Leute erreichen und natürlich auch die Kosten teilen.

Fast zwei Drittel aller Auslandschweizerinnen und -schweizer leben in Europa, die meisten davon in Frankreich. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Die Lebensunterhaltskosten in der Schweiz sind teurer geworden. Viele Auslandschweizerinnen und -schweizer leben in Frankreich nahe der Schweizer Grenze. Sie sind gut vernetzt mit der Schweiz, arbeiten vielleicht sogar in der Schweiz, können aber in Frankreich von tieferen Lebenskosten profitieren. Zudem verfügen Lyon und Strassburg über eines der grössten Konsularnetze. Nicht zu vergessen ist auch, dass ungefähr 75% der Schweizer Bürgerinnen und Bürger im Ausland Doppelbürgerinnen und -bürger sind.

Auslandschweizergesetz

Nach dem im Jahr 2015 in Kraft getretenen Auslandschweizergesetz gilt als Auslandschweizerin oder Auslandschweizer, wer über die Schweizer Staatsbürgerschaft verfügt, in der Schweiz keinen Wohnsitz hat und im Auslandschweizerregister eingetragen ist. Die Ausübung der politischen Rechte setzt den Eintrag der Person ins Stimmregister voraus.

Die Konsularische Direktion (KD) ist die Hüterin des Auslandschweizergesetzes und privilegierte Partnerin der Auslandschweizer-Organisation (ASO).

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