Das GICHD, ein zentraler Partner der Schweiz bei der humanitären Minenräumung in der Ukraine
Am 17. und 18. Oktober 2024 organisieren die Schweiz und die Ukraine gemeinsam die Ukraine Mine Action Conference (UMAC2024) in Lausanne. Aus diesem Anlass stellen wir die Schweizer Aktivitäten im Bereich der humanitären Minenräumung in der Ukraine vor. Einer der engsten Partner ist dabei das Genfer Internationale Zentrum für humanitäre Minenräumung (GICHD). Das GICHD unterstützt die ukrainischen Behörden bei der Anpassung ihres Minenräumprogramms an die neuen Gegebenheiten und bei der Planung.
Dank seiner über 25-jährigen, weltweiten Erfahrungen in der Minenräumung ist das GICHD bestens aufgestellt, um die ukrainischen Behörden zu unterstützen. © GICHD
Minen und explosive Kampfmittelrückstände sind ein grosses Problem beim Schutz der Zivilbevölkerung und der Sicherung der Existenzgrundlagen in der Ukraine. Seit 2022 ist die Ukraine zu einem der am stärksten verminten Länder der Welt geworden. Mehr als 144 000 Quadratkilometer des Staatsgebiets sind potenziell belastet. Dies entspricht 25 Prozent des Landes bzw. einer Fläche 3,5-mal so gross wie die Schweiz. 6,1 Millionen Menschen sind gefährdet.
Ukraine Mine Action Conference (UMAC2024)
Am 17. und 18. Oktober 2024 organisieren die Schweiz und die Ukraine gemeinsam die Ukraine Mine Action Conference (UMAC2024) in Lausanne. Die UMAC2024 bringt hochrangige Vertreterinnen und Vertreter von Regierungen, internationalen Organisationen, dem Privatsektor, der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft zusammen. Der Schwerpunkt liegt auf den globalen Aspekten der humanitären Minenräumung entlang der Leitthemen «People. Partners. Progress.» Ziel ist es, die Bedeutung der Minenräumung als zentralen Bestandteil des sozialen und wirtschaftlichen Wiederaufbaus zu thematisieren.
Die humanitäre Minenräumung ist unabdingbar für einen raschen Wiederaufbau, die Rückkehr der Vertriebenen und den Zugang zu den Existenzgrundlagen. Die Ukraine setzt sich in vorderster Linie dafür ein, die Bevölkerung vor Minen und explosiven Kriegsmunitionsrückständen zu schützen und das Land wieder zur Nutzung freizugeben. Internationale Partner wie das Genfer Internationale Zentrum für humanitäre Minenräumung (GICHD) unterstützen die Ukraine bei diesen Anstrengungen. Die Schweiz finanziert das GICHD im Rahmen eines mehrjährigen Projekts, das eine nachhaltige und langfristige Zusammenarbeit ermöglichen soll. Das GICHD unterstützt die ukrainischen Behörden seit 2012 und hat sein Länderprogramm aufgrund der wachsenden Bedürfnisse erheblich ausgeweitet.
Damit das ukrainische Minenräumungsprogramm die enormen Herausforderungen bewältigen und seine Ziele erreichen kann, braucht es eine umfassende strategische Planung. Dank seiner über 25-jährigen, weltweiten Erfahrungen in der Minenräumung ist das GICHD bestens aufgestellt, um die ukrainischen Behörden zu unterstützen. 2023 führte es gemeinsam mit der Ukraine mehrere Workshops zur Entwicklung einer langfristigen Strategie und eines entsprechenden Umsetzungsplans durch. Gestützt auf diese Arbeiten verabschiedete die Ukraine 2024 eine nationale Antiminenstrategie (2024–2033) und einen Umsetzungsplan für die nächsten drei Jahre. Das GICHD nutzte seine breite Erfahrung im Bereich der globalen Strategieplanung und bezog in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Verteidigungsministerium nationale und internationale Stakeholder ein, um eine Wirkungshypothese zu erarbeiten, die den Gegebenheiten in der Ukraine Rechnung trägt und eine solide Grundlage für die nationale Strategie bildet. Mit der Unterstützung der Schweiz wird das GICHD die Umsetzung und das Monitoring der Strategie weiter fördern.
Moderne und wirksame Umsetzungsinstrumente
Das GICHD ist ein wichtiger Akteur im Bereich des Informationsmanagements. Es stellt den betroffenen Staaten moderne Instrumente und Know-how zur Verfügung, damit sie ihre Entscheide auf der Grundlage zuverlässiger Daten treffen können. Ein konkretes Beispiel ist die Erfassung und Kennzeichnung von vermuteten und bestätigten Gefahrenzonen. Das GICHD unterstützt diese Arbeit, indem es moderne und sichere Informationsmanagementsysteme bereitstellt, die es erlauben, genaue Informationen zusammenzutragen, zu speichern, zu analysieren und weiterzugeben. Informationen über verminte Gebiete können aus sehr unterschiedlichen Quellen stammen, etwa von staatlichen Behörden, Minenräumungsorganisationen oder der Öffentlichkeit. Dieses Engagement ist eine wesentliche Grundlage für die humanitäre Minenräumung in der Ukraine und anderswo.
Koordination von Gebern und Partnern
Das GICHD unterstützt Partnerschaften und fördert den Dialog und die Zusammenarbeit auf globaler, regionaler und nationaler Ebene. Ein gutes Beispiel ist die Koordination von nationalen Bedürfnissen und internationaler Unterstützung für eine rasche Minenräumung in der Ukraine. Seit zwei Jahren werden deutlich mehr Mittel bereitgestellt. Die Zusammenarbeit zwischen ukrainischen Behörden, Gebern, internationalen Organisationen, NGO und anderen Akteuren ist wichtiger denn je, um den sich rasch entwickelnden Bedürfnissen gerecht zu werden. Die Schweiz unterstützte die Durchführung von zwei Workshops zur Geberkoordination. Nach dem ersten Workshop 2022 in Genf fand im April 2024 ein zweiter Workshop in Kiew statt. Vertreterinnen und Vertreter aus über 50 Ländern und Organisationen diskutierten über Möglichkeiten sicherzustellen, dass die gesprochenen Gelder unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und Gegebenheiten in der Ukraine eingesetzt werden.
Nationale und internationale Minenräumungsakteure arbeiten zusammen und suchen nach Lösungen, um raschere Fortschritte zu erzielen. Dazu gehören die Entwicklung und der Einsatz innovativer Technologien wie Drohnen, Satellitenbilder und Sensoren sowie neue Partnerschaften und nachhaltige Finanzierungsmechanismen. Neu wird der Schwerpunkt vermehrt darauf gelegt, sicherzustellen, dass die sich wandelnden Anstrengungen im Einklang mit den Internationalen Normen für Antiminenprogramme erfolgen. Diese Normen, bei deren Ausarbeitung das GICHD beteiligt war, dienen als Leitfaden für eine sichere, effiziente und wirksame Minenräumung. Sie sind auf nationale und lokale Kontexte, einschliesslich des Engagements in Konfliktsituationen, zugeschnitten und bieten einen Rahmen, der Innovationen begünstigt. Das GICHD stärkt die nationalen Kapazitäten durch regelmässige Schulungen in allen relevanten Bereichen der Minenräumung.
Ein Partner der Schweiz bei der humanitären Minenräumung
Das GICHD ist ein wichtiger Partner beim langfristigen Engagement der Schweiz für eine Welt, in der Menschen ohne Risiken von Minen und anderen Kampfmittelrückständen leben können und so eine nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung möglich ist. Das Zentrum unterstützt die Schweiz bei der Vorbereitung und Organisation der UMAC2024 und stellt sein wertvolles Fachwissen zur Verfügung.
Das am 28. April 1998 auf Initiative der Schweiz gegründete Genfer Internationale Zentrum für humanitäre Minenräumung (GICHD) feierte 2023 sein 25-jähriges Bestehen. Es setzt sich für die Reduktion der von explosiven Kampfmitteln ausgehenden Risiken ein, wobei der Schwerpunkt auf Landminen, Streumunition und Munitionslagern liegt. Das GICHD leistet einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung und Umsetzung der Internationalen Normen für Antiminenprogramme. Es trägt zur Entwicklung und Professionalisierung des Sektors bei und unterstützt jedes Jahr rund 40 betroffene Staaten und Gebiete. Im Jahr 2023 genehmigten die eidgenössischen Räte den Verpflichtungskredit 2024–2027 für die drei Genfer Zentren (GCSP, GICHD, DCAF). In diesem Rahmen unterstützt die Schweiz das GICHD derzeit mit etwas mehr als 9,5 Millionen Franken pro Jahr, was etwa der Hälfte seines Budgets entspricht.