Der Bundesrat verabschiedet erstmals eine Konsularstrategie

Der Bundesrat hat am 19. Dezember 2025 die erste Konsularstrategie der Schweiz verabschiedet. Sie strukturiert die vielfältigen Aufgaben des EDA im Dienste von über 826 000 Auslandschweizerinnen und -schweizern und reagiert auf eine Welt, die digitaler, mobiler und komplexer wird.

Nahaufnahme des Schweizer Passes.

Mit der ersten Konsularstrategie strukturiert der Bundesrat die konsularische Arbeit neu – für eine vernetzte, digitale und zunehmend mobile Schweiz im Ausland. © EDA

In einer Welt im Wandel – geprägt von steigender Mobilität, wachsender Digitalisierung und innovativen Technologien einerseits sowie der Rückkehr des Krieges nach Europa, dem Druck auf die multilaterale Ordnung und zunehmenden geopolitischen Spannungen andererseits – gewinnt die konsularische Arbeit an Bedeutung und sieht sich mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Jedes Jahr betreuen die Schweizer Vertretungen weltweit über 826 000 Auslandschweizerinnen und -schweizer und stehen Schweizer Staatsangehörigen zur Seite, die jährlich rund 12 Millionen Auslandreisen unternehmen. Weiter bearbeiten sie jährlich rund 700 000 Visagesuche. Diese Zahlen lassen erahnen, wie wichtig verlässliche und effiziente konsularische Dienste und Dienstleistungen sind. 

Die konsularischen Dienste sind die menschliche Schnittstelle zwischen Staat und Bürgerinnen und Bürgern. Mit Sorgfalt und Diskretion verkörpern sie das Engagement der Schweiz für ihre über 826 700 Auslandschweizerinnen und -schweizer.
Bundesrat Ignazio Cassis in der Konsularstrategie 2026–2029

Mit der ersten Konsularstrategie reagiert der Bundesrat auf diese veränderten Rahmenbedingungen. Sie schafft einen kohärenten, strukturierten und zukunftsorientierten Rahmen, um die aktuellen Herausforderungen und Chancen im konsularischen Bereich zu bewältigen – und um den verschiedenen Kundengruppen, insbesonere den Schweizer Bürgerinnen und Bürgern, weiterhin einfach zugängliche und verlässliche Dienstleistungen zu bieten. Die Strategie, ausgearbeitet vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), bildet im Einklang mit dem genau vor zehn Jahren in Kraft gesetzten Auslandschweizergesetz (ASG) eine thematische Folgestrategie zur Aussenpolitischen Strategie 2024–2027 und den darin enthaltenen aussenpolitischen Zielen.

Eigenverantwortung als Leitprinzip

Fundament und zentrales Prinzip der neuen Strategie ist der im Auslandschweizergesetz verankerte Grundsatz der Eigenverantwortung. Er legt zusammen mit dem ebenfalls wichtigen Prinzip der Subsidiarität unter anderem fest, dass Schweizer Staatsangehörige bei der Vorbereitung und Durchführung eines Auslandsaufenthaltes selbst die Verantwortung tragen – und der Bund nur subsidiär eingreift, wenn Hilfe wirklich unerlässlich ist.

Diese Haltung prägt die konsularische Praxis seit vielen Jahren. So bietet das EDA Schweizer Bürgerinnen und Bürgern via Reisehinweise gezielt eine länderspezifische Einschätzung der Sicherheitslage sowie länderunabhängige Reiseinformationen. Über die «Travel Admin App» können sich Reisende registrieren, ihre Reisepläne erfassen, sicherheitsrelevante Meldungen abonnieren und im Notfall rasch mit einer Schweizer Vertretung Kontakt aufnehmen. Auch im Alltag – etwa bei der Auswanderung, der Altersvorsorge im Ausland oder der Rückkehr in die Schweiz – gilt das Prinzip der Eigenverantwortung als Schlüssel.

Dieser Ansatz verbindet Bürgernähe mit realistischer Erwartung: Der Staat hilft, wo nötig, fördert aber gleichzeitig das Bewusstsein, dass Sicherheit, Vorsorge und Information in erster Linie in den Händen der Reisenden liegen.

Vier Schwerpunkte für eine vernetzte Welt

Die neue Strategie gibt erstmals einen klaren Orientierungsrahmen für die konsularische Arbeit vor. Sie umfasst vier Schwerpunkte: Prävention, Schutz und Nothilfe, administrative Dienstleistungen und Visaangelegenheiten.

Die Prävention zielt darauf ab, die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger, die ins Ausland reisen oder dort wohnen, durch antizipatorische Kommunikation, gezielte Informationen und digitale Tools zu fördern. Es geht darum, eine bessere Vorbereitung vor der Abreise zu erreichen, so dass der Staat möglichst wenig subsidiär tätig werden muss.

Schutz und Nothilfe bilden einen grundlegenden Pfeiler der konsularischen Tätigkeit. Ziel ist es, Schweizerinnen und Schweizer in kritischen Situationen, etwa Unfall, Todesfall, Inhaftierung, Repatriierung, Sicherheitskrisen oder Naturkatastrophen, rasch und gezielt zu unterstützen. Durch spezifische Kooperationen und laufend optimierte operationelle Instrumente soll eine effizientere Unterstützung gewährleistet werden.

Die administrativen Dienstleistungen, das heisst Aufgaben wie die Registrierung von Schweizer Staatsangehörigen und deren politischen Rechte, die Ausstellung von Identitätspapieren (Schweizer Pass und Identitätskarte), die Verwaltung von Zivilstandsdokumenten oder notariellen Urkunden, sollen einfacher zugänglich sein und schneller erbracht werden. Nach dem Prinzip «Digital first» sollen jene durch Digitalisierung und den Einsatz innovativer Technologien modernisiert werden. 

Die Visaangelegenheiten bilden den vierten Schwerpunkt dieser Strategie. Die von den Schweizer Konsulaten ausgestellten Visa ermöglichen ausländischen Staatsangehörigen die Einreise in die Schweiz. Ziel ist es, die Verfahren zu optimieren, das heisst zu beschleunigen und effizienter zu gestalten, und gleichzeitig eine strenge Kontrolle zu gewährleisten, um die Sicherheit der Schweiz und des Schengen-Raums unter Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften sicherzustellen.

Antizipation in einer unsicheren und digitalen Welt

Die Konsularstrategie 2026–2029 will die Verwaltung der Zukunft mitgestalten – mit Technologien, die den Menschen dienen. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz soll Prozesse beschleunigen, ohne den persönlichen Kontakt zu ersetzen. Gleichzeitig werden Mitarbeitende gezielt geschult, um Kompetenzen in Krisenmanagement, Kommunikation und digitaler Transformation weiter auszubauen. 

In einer vermehrt unsicheren, mobilen und digitalen Welt müssen wir besser antizipieren, besser dienen und besser reagieren.
Bundesrat Ignazio Cassis

Mit der neuen Strategie schafft der Bundesrat die Grundlage für die Optimierung und Weiterentwicklung moderner, menschlicher und effizienter konsularischer Dienste, die den heutigen und künftigen Herausforderungen gerecht werden. Und diese werden auch nach 2029 nicht abnehmen: Die fortschreitende Digitalisierung, wachsende Erwartungen der Öffentlichkeit, häufigere Krisen und zunehmende Komplexität verlangen vorausschauendes Handeln. Auch Partnerschaften spielen dabei eine zentrale Rolle: Das EDA arbeitet schon heute eng mit der Auslandschweizer-Organisation (ASO), der Rega, dem Touring Club Schweiz (TCS) und europäischen Partnerstaaten zusammen, um Synergien zu schaffen und Ressourcen effizient einzusetzen. Diese partnerschaftliche Zusammenarbeit wird künftig noch an Bedeutung gewinnen. 

Eine ganz entscheidende Rolle wird schliesslich auch weiterhin den konsularischen Mitarbeitenden zukommen. So wird der konsularische Beruf mit der Digitalisierung paradoxerweise sichtbarer: Auch wenn die administrativen Aufgaben weitgehend automatisiert werden, ist in einem Umfeld, in dem die Anforderungen nicht weniger werden, nach wie vor menschlicher Einsatz gefragt: Die Unterstützung von Schweizer Staatsangehörigen und Familien in Notlagen und die Repatriierung von Personen beispielsweise erfordern Einfühlungsvermögen, Nähe und Reaktionsfähigkeit. Die Erwartungen der Öffentlichkeit an die Nothilfe werden weiter steigen, ebenso wie die Notwendigkeit einer flexiblen und verfügbaren Präsenz.

Die konsularische Tätigkeit ist eine Politik im öffentlichen Interesse – im Dienst der Menschen, aber auch förderlich für Ansehen, Glaubwürdigkeit und Einfluss der Schweiz in der Welt.
Bundesrat Ignazio Cassis

Ziel ist es, die konsularischen Dienste bis 2035 so weiterzuentwickeln, dass sie zugänglich, sicher und agil bleiben – und dabei auf den Grundprinzipen Eigenverantwortung, Solidarität und Dienst an der Gemeinschaft beruhen. Denn, wie Ignazio Cassis es formuliert: «Die Schweiz vergisst ihre Bürgerinnen und Bürger nicht – wo auch immer sie sich befinden.» 

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