Artikel, 14.11.2012

Veranstaltung, Podiumsgespräch und Konzert gegen die Diskriminierung von Menschen mit HIV/Aids: 14.11.2012 Zürich

«Gegen Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen mit HIV/Aids in der Schweiz und in der Welt!» lautete das Thema der Veranstaltung zum Welt-Aids-Tag. Es sprachen unter anderem Bundesrat Alain Berset und Europaratspräsident Jean-Claude Mignon.

Verschiedene Persönlichkeiten berichteten am Mittwoch, dem 14.November 2012 über ihr Engagement gegen die Diskriminierung von Menschen mit HIV/Aids. Nach mehreren Referaten und Podiumsgesprächen hielt Bundesrat Alain Berset eine Ansprache. Zu den Rednerinnen und Rednern gehörten namentlich Europaratspräsident Jean-Claude Mignon, Nationalrätin Doris Fiala, Mario Gattiker, Direktor des Bundesamts für Migration, Martin Dahinden, Direktor der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), sowie Maya Tissafi, stellvertretende Direktorin der DEZA. Zudem wurde ein Podiumsgespräch mit Expertinnen und Experten wie Irene Bush (terre des hommes schweiz), der Journalistin Carla Ferrari, der Public Health Expertin Claudia Kessler und Mohomodou Houssouba von der Aids-Hilfe Schweiz veranstaltet. Das Publikum war eingeladen, sich an der Diskussion zu beteiligen. Für die musikalische Begleitung sorgten SIM-KOOL und der UNAIDS Goodwill Ambassador und Musiker Toumani Diabaté, der auch über seine Erfahrungen im Einsatz für Menschen mit HIV sprach.

Auf Einladung der Aids-Hilfe Schweiz und der DEZA diskutierten die Referentinnen und Referenten über die bestehenden Ungleichheiten beim Zugang zu grund­legenden Dienstleistungen, vor allem über die besonderen Hindernisse für die am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Diskriminierende Gesetze, Geschlecht­erungleichheit, Gewalt gegen Frauen und Mädchen, Diskriminierung und Stigmat­isierung in Gesundheitszentren, an der Grenze, am Arbeitsplatz, in der Schule oder im Strafvollzug sind nur einige Beispiele für Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit HIV.

Mafalda Adjani (Name geändert) sprach über ihre Erfahrungen als Betroffene, von der Diskriminierung durch Angehörige und die Gemeinschaft und von ihrer Aus­wanderung in die Schweiz.

In der politischen Erklärung von 2011 zu HIV/Aids haben sich die Mitgliedstaaten der UNO, darunter die Schweiz, verpflichtet, ihre Anstrengungen zur Beseitigung von HIV/Aids zu verstärken, und ehrgeizige Ziele festgelegt, die bis 2015 zu erreichen sind. Dazu gehört insbesondere die Verwirklichung einer Welt ohne HIV-Neu­infektionen, ohne Diskriminierung und ohne aidsbedingte Todesfälle. 2011 gab es 34,2Millionen Menschen mit Aids, so viele wie noch nie. In Afrika südlich der Sahara ist ungeschützter Geschlechtsverkehr bei der Prostitution weiterhin einer der Haupt­faktoren für die Ausbreitung von HIV. In Westeuropa und Zentralasien ist der intravenöse Drogenkonsum nach wie vor ein Ansteckungsfaktor, welcher zudem zur Ausbreitung der Epidemie in anderen Regionen beiträgt. Dazu kommt die globale Epidemie, die Männer betrifft, die Sexualkontakte mit Männern haben, vor allem in Afrika südlich der Sahara.

Trotzdem gaben 2010 46% der Länder an, dass ihre Gesetzgebung, ihre Vor­schriften oder ihre Politik den Zugang von Personen aus Hochrisikogruppen zu Prävention, Pflege, Betreuung und Begleitung verhindern. Einvernehmliche homo­sexuelle Kontakte unter Erwachsenen sind in 76Ländern strafbar, und die meisten Staaten behandeln gewisse Aspekte der Sexarbeit als strafbare Handlungen und sehen strafrechtliche Sanktionen für Drogensüchtige vor. Im November 2011 gab es in 47Ländern, Gebieten und Zonen immer noch Einreise- Aufenthalts- oder Niederlassungsbeschränkungen für Personen mit HIV! Die Schweiz gehört nicht dazu.

Mit der gestiegenen Mobilität nimmt auch das Risiko einer HIV-Infektion zu. Werden beispielsweise die Sextouristen, die nach Thailand oder Kuba reisen, diskriminiert? Wahrscheinlich nicht. Wie steht es mit Menschen, die wegen HIV zu Migranten werden? Noch vor kurzem reisten Simbabwerinnen und Simbabwer für Behandlung oder Pflege nach Südafrika. In Tschad nehmen Frauen und Männer aus Angst vor Diskriminierung in ihrem Umfeld lange Reisen auf sich. Zwei Drittel der aidsinfizierten Menschen leben in Afrika südlich der Sahara, was oft dazu führt, dass Migrantinnen und Migranten aus diesen Ländern die Einreise verweigert wird.

In der Schweiz sind die Migrantinnen und Migranten nach den homosexuellen Männern die am häufigsten von HIV betroffene Gruppe. Mehr als 30% der hetero­sexuellen HIV-Diagnosen fallen auf sie. HIV-positive Migranten/innen werden weniger häufig auf HIV getestet, beginnen später eine HIV-Therapie und treten im Durchschnitt später ins Gesundheitssystem ein. Ihre finanzielle Situation, ihr Aufenthaltsstatus oder kul­turelle Barrieren behindern den Zugang zu Prävention, Behandlung und Ver­sicherungsschutz. Es liegt im Interesse der von HIV betroffenen Personen, insbesondere aber auch im Interesse der öffentlichen Gesundheit in der Schweiz, diesen Umständen entgegenzutreten, damit Migrantinnen und Migranten den notwendigen Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen erhalten.

Im Vorfeld des Welt-Aids-Tages vom 1. Dezember setzen sich am Anlass namhafte Persönlichkeiten dafür ein, dass das Thema auf der politischen Agenda bleibt und dies ungeachtet der übrigen grossen globalen Herausforderungen.

Letzte Aktualisierung 13.01.2023

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