An seiner Sitzung vom 21. Juni 2023 hat der Bundesrat eine Standortbestimmung zur Europapolitik vorgenommen und die Eckwerte eines Verhandlungsmandats mit der Europäischen Union (EU) verabschiedet. Auf der Basis dieser Leitlinien wird der Bundesrat die Gespräche mit der EU fortsetzen, um insbesondere die noch offenen Fragen zu klären. Wenn die Gespräche mit der EU und die internen Arbeiten weiterhin gut vorankommen, wird sich der Bundesrat bis Ende Jahr auf die Verabschiedung eines Verhandlungsmandates vorbereiten.
Die Verabschiedung dieser Eckwerte ist ein wichtiger Schritt im Zusammenhang mit dem vom Bundesrat gewählten Paketansatz. Sie präzisieren die Bereiche, die das Mandat abdecken soll, seine allgemeinen und konkreten Ziele sowie den Handlungsspielraum für die Wahrung der Interessen der Schweiz. Für jeden Bereich wurden Teilziele festgelegt. Diese Parameter werden bei möglichen Verhandlungen im Mittelpunkt stehen und sind daher vertraulich.
Breite Zusammenarbeit mit der EU: Der Paketansatz des Bundesrates
Mit dem Paketansatz will die Schweiz den Zugang zum EU-Markt und gegenseitige Kooperation sichern. Er umfasst die Bereiche bisheriger Abkommen – Personenfreizügigkeit, Landverkehr, Luftverkehr, Landwirtschaft und technische Handelshemmnisse MRA – und drei neue Abkommen in den Bereichen Strom, Lebensmittelsicherheit und Gesundheit.
Mit einem Stromabkommen sollen Herausforderungen bei der Netzstabilität und Versorgungssicherheit gelöst werden. Ein Abkommen zur Lebensmittelsicherheit würde weitere Handelshemmnisse beseitigen. Im Gesundheitsbereich würde mit einem neunen Kooperationsabkommen eine Zusammenarbeit unter anderem für die Bewältigung von grenzüberschreitenden Gesundheitsgefahren – wie bei COVID – sichergestellt. Ferner strebt die Schweiz die Deblockierung der Schweizer Teilnahme an Horizon 2020 an und eine künftige Programmbeteiligung insbesondere in den Bereichen Forschung und Innovation (Horizon und Folgeprogramme), Bildung (Erasmus+) und Raumfahrt (u.a. Copernicus).
Bei einem insgesamt zufriedenstellenden Ergebnis ist der Bundesrat zudem bereit, einen regelmässigen solidarischen Beitrag zum Zusammenhalt und zur Stabilität in Europa zu leisten, um gemeinsame Herausforderungen zu bewältigen.
Bei der Regelung institutioneller Fragen verfolgt der Bundesrat mit der EU einen vertikalen sektorbezogenen Ansatz: Rechtsübernahme und Streitbeilegung können in jedem Binnenmarktabkommen, ob alt oder neu, pragmatisch gelöst werden. Im Rahmen dieses Ansatzes verhandelt der Bundesrat mit der EU über Ausnahmen und Grundsätze, um die wesentlichen Interessen der Schweiz zu wahren.
Die zahlreichen Gespräche, die in den letzten 12 Monaten auf technischer, diplomatischer und politischer Ebene geführt wurden, zeigen, dass ein solcher Ansatz im Interesse der Schweiz möglich ist. Er erhöht die Rechtssicherheit sowie die Berechenbarkeit für Personen und Unternehmen. Dieser Ansatz stabilisiert und entwickelt die Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU.
Der Paketansatz des Bundesrates: So geht es weiter
Der Bundesrat hat das EDA in der heutigen Sitzung beauftragt, die Gespräche mit der EU in Zusammenarbeit mit dem WBF und dem EJPD fortzuführen, um die gemeinsame Basis zu konsolidieren. Zudem wurden Aufträge für Gespräche auf Technischer Ebene erteilt. Der Bundesrat wird die Ergebnisse dieser Arbeiten im Herbst prüfen und sich auf dieser Grundlage auf die Verabschiedung eines Verhandlungsmandates vorbereiten.
Angesichts der aktuellen internationalen geopolitischen Lage ist eine spannungsfreie Zusammenarbeit mit der EU von essenzieller Bedeutung. Die Schweiz und die EU sind eng verflochten und teilen dieselben Grundwerte. Die EU ist mit Abstand die wichtigste Handelspartnerin der Schweiz. Rund die Hälfte der Schweizer Exporte gehen in die EU. Etwa zwei Drittel der Importe stammen aus der EU. Geregelte Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU sind wichtig. Sie garantieren Wohlstand und Stabilität für beide Seiten.
Medienmitteilung
Informationsblatt «Eckwerte» (PDF, 2 Seiten, 327.3 kB, Deutsch)
Informationsblatt «Paketansatz» (PDF, 1 Seite, 234.6 kB, Deutsch)